Dienstag, 7. Oktober 2014

Von immer wieder grüßenden us-amerikanischen murmeltieren, von einer überraschung für meine geschätzten leserinnen und meine geschätzten leser und von einem nicht unmoralischen aber dafür ganz ernst gemeinten angebot


Wien, 06.10.2014, 22:41 mez

Liebe freunde und freundinnen des gepflegten volleyballs,

also dieses mal habe ich eine überraschung für meine werten leserinnen und meine werten leser, auf die ich aber so was von stolz bin, weil sie zeigt, dass diese meine einträge mittlerweile sozusagen fächerübergreifend gelesen werden. Aber dazu später. Zuerst müssen sich meine geschätzten leserinnen und meine geschätzten leser durch ein paar anmerkungen zum volleyball der letzten woche im schnelldurchlauf durcharbeiten.

Also komme ich hurtig zu den ereignissen der letzten woche:

Da betont der präsident des steirischen volleyballverbandes, uwe stark, zu recht, dass die steirischen vereine mehr aufmerksamkeit in der öffentlichkeit verdienten und bekommt dazu unter http://oevv.volleynet.at/News/0000087344 auf der övv-website ganze 8 – in worten acht (!) – sätze um diese aufmerksamkeit zu erregen. Im übrigen spricht uwe stark dezidiert von den steirischen vereinen, die sich dieses mehr an aufmerksamkeit verdienen würden, und nicht wie die überschrift, wohl aus ganz uneigennützigen gründen, suggerieren möchte, allgemein von den vereinen. Also ich hätte da schon eine idee, wie man die aufmerksamkeit für die steirischen volleyballvereine erhöhen könnte. Ganz schnell und garantiert! Aber dazu komm’ ich aus dramaturgischen gründen erst später.

Also der präsident des steirischen volleyballverbandes bekommt auf der övv-website raum für acht sätze um das steirische volleyballwunder darzustellen und in der elendslangen fünften folge meiner lieblingsserie sophie, srna und die sieben stars erfahren wir, dass es in montpellier stark geregnet hat, dass das persönliche blockduell zwischen max thaller und aleks – ich nehm mir jetzt mal eine auszeit – blagojevic eins zu eins ausgegangen ist und dass irgendwer irgendwo irgendein oder gar zwei oder drei ungeheuer wichtige testspiele absolviert, gewonnen, verloren oder sonst was hat oder demnächst absolvieren, gewinnen, verlieren oder sonst was wird (http://oevv.volleynet.at/News/0000087347). Das interessiert uns. Aber. Wirklich. Na der övv versteht es eben prioritäten zu setzen.

A propos prioritäten: Zur gerade stattfindenden damen-wm gibt es auf der övv-website vier artikel (http://oevv.volleynet.at/News/All/2014/09/0000087325, http://oevv.volleynet.at/News/All/2014/10/0000087337, http://oevv.volleynet.at/News/All/2014/10/0000087348, http://oevv.volleynet.at/News/All/2014/10/0000087371).  In dreien dieser artikel wird auf die unheimlich wichtige und interessante tatsache hingewiesen, dass bei den usa drei spielerinnen im kader stehen, die vor ein paar jahren bei svs/post spielten und dass der damalige trainer von svs/post, jamie morrison, jetzt technischer direktor der damenmannschaft der usa ist. Wahnsinn aber auch. Bist du deppert! Die haben alle miteinander offenbar in österreich so viel über volleyball gelernt, dass sie jetzt glatt um den wm-titel spielen. Ah ja, die artikel haben sicher nichts damit zu tun, dass der deal, die us-spielerinnen und jamie morrison zu svs/post zu lotsen damals unter federführung von uhpir, damals auch noch hhvm, zustande kam. Der war ja damals als hhvm noch in einer spielgemeinheit mit svs verbunden. Ah, und noch etwas: die serie der artikel über die us-damen hat mit deren niederlage gegen brasilien am sonntag abrupt geendet. Aber das ist jetzt schon wieder der schelm in mir, der böses denkt.




Das erklärte ziel mit den us-amerikanischen spielerinnen und dem star-trainer die mevza zu gewinnen hat svs/post damals übrigens nicht erreicht. Aber vielleicht klappt es heuer endlich mit dem ersehnten titel. Die konkurrenz besteht nämlich nur mehr aus den drei vereinen klagenfurt, maribor und kamnik (http://mevza.volleynet.at/Teams). Das bedeutet übrigens für die beiden österreichischen teilnehmer an der mevza, dass sie, da sie ja nicht im grundurchgang der avl der damen spielen, bis zu den österreichischen play-off ganze sechs spiele und möglicherweise ein final four bestreiten werden. Na gratuliere, das nenne ich gelungen. Meine befürchtungen, dass die mevza im begriff ist zu zerbröseln, haben sich damit also bestätigt. Bei den herren findet sich auf der web-site der mevza noch keine einzige mannschaft. Das lässt auch nicht gerade gutes erwarten. Über solche erfolgsstorys liest man auf der övv web-site naturgemäß nichts, nada, niente. Das passt ja auch nicht ins bild, genausowenig wie es ins bild passen würde zu erklären, warum man den liga modus in der avl der herren geändert hat bzw. ändern  musste (http://oevv.volleynet.at/News/All/2014/10/0000087350). Kein wort ist zu darüber zu lesen, warum weder mils noch bisamberg bereit waren, den nach der strafweisen relegation der hotvolleys in die 2. liga, freigewordenen 10. platz in der avl der männer anzunehmen. Ob das wohl mit den auflagen des övv bezüglich einer neun meter hohen halle zu tun hatte oder mit ähnlich sinnvollen oder noch sinnvolleren vorgaben? Heute ist er aber lästig, der schelm in mir, der böses denkt.

A propos neun meter hohe hallen: weiz spielt seine heimspiele aus ermangelung einer solchen in der askö-halle in graz-eggenberg. Das bringt nicht nur spielerische nachteile, wie weiz-coach sasa jovanovic unter http://oevv.volleynet.at/News/0000087367 anmerkt, sondern - und das ist für den verein vermutlich ein weit ernsteres problem – das freut sicher auch die sponsoren der weizer, wenn es eine ganze saison lang keine echten heimspiele gibt. Und in amstetten streitet man, wie man unter http://www.noen.at/nachrichten/lokales/aktuell/amstetten/Hick-Hack-um-den-VIP-Raum;art2314,573532 lesen kann, schon heftig über die architektonische gestaltung der halle. Na und das alles zur höheren ehre des initiators der diskussion um bzw. der vorgabe für solche hallen. Eine gewisse ironie liegt allerdings schon darin, dass der ex-verein von uhpir ziemlich unsanft aus dem den vorgaben des övv entsprechenden budo-center hinauskomplimentiert wurde. Klingt da schadenfreude durch? Aber geh! Da fällt mir ein, ich hab’ ja hallenverbot im budo center. Ist das jetzt noch aufrecht, wenn ich dort ein spiel der dort jetzt heimischen basketballer besuchen möchte? Oder ist das hallenverbot mit den hotties sozusagen mitgewandert und gilt jetzt bei allen heimspielen der hotties, egal wo sie gerade antreten? Na da werde ich mir was überlegen müssen, um das herauszufinden.

So aber jetzt zur angekündigten überraschung: ich freue mich ganz besonders, dass sich der generalsekretär des österreichischen handballbundes, martin hausleitner, bereit erklärt hat, mir ein interview zu geben, in dem ich versucht habe, von ihm antworten auf die frage nach den gründen der jüngsten erfolge der österreichischen handball-herrennationalmannschaft zu bekommen. Ich möchte mich zu allererst ganz herzlich bei martin hausleitner bedanken, dass er sich für dieses interview zur verfügung gestellt hat und ich wünsche meinen werten leserinnen und meinen werten lesern viel spaß beim lesen desselben und vielleicht die eine oder andere erkenntnis bzw. anregung, welche voraussetzungen zu erfüllen sind um in einer randsportart international höchst erfolgreich sein zu können.

Johnny: Lieber Martin, kannst du dich bitte für meine werten Leserinnen und meine werten Leser kurz vorstellen?

Martin Hausleitner: Ich bin sehr spät zum Handball gekommen, erst mit 18 oder 19 Jahren. In meiner Heimatstadt Tulln gab es einen Erstligaverein, bei dem ich begonnen habe zu trainieren. Es wurde dann dort ein Vereinsmanager gesucht. Die Position hat mich interessiert. Parallel zum Sportstudium habe ich dort die Vereinsarbeit übernommen. In den Jahren 1995 und 1996 gab es einen Generationswechsel im ÖHB. Der neue Präsident suchte einen neuen Generalsekretär und ab 1997 habe ich diesen Posten inne.

J: Die Handballherren schreiben ja seit der Heim-EM 2010  das Erfolgsmärchen im österreichischen Mannschaftsballsport. Bei der Heim-EM hat man sich in einer Gruppe mit Weltklassenationen wie Island, Dänemark und Serbien mit einem Sieg gegen Serbien und einem Unentschieden gegen Island für die Hauptrunde qualifiziert. Dort hat man dann noch Russland geschlagen und hat die EM auf dem 9. Platz beendet. Aber das war erst der Anfang der Erfolgsstory. Dann hat man sich für die WM 2011, für die EM 2014 und für die WM 2015 aus eigener Kraft qualifiziert. War die Heim-EM die Initialzündung für diesen Erfolgslauf? Und wie lange vorher hat man begonnen sich auf die Heim-EM gezielt vorzubereiten?

MH: Im Jahr 2000 hatten wir im ÖHB eine besondere Generation von Jugendlichen, die aus dem Sportgymnasium Astgasse kamen. Die Führungsfiguren waren Roland Schlinger und Konrad Wilczynski. Von den Betreuern kam die Initiative, eine Juniorenmannschaft um diese beiden mit anderen talentierten Spielern aus beispielsweise Vorarlberg, aufzubauen. Es gelang uns auch Fördermittel für dieses Projekt aufzutreiben. Und diese Mannschaft hat sich dann nach ganz, ganz langer Zeit erstmals wieder für eine Junioreneuropameisterschaft qualifiziert. Das Nationalteam der Männer konnte sich zur damaligen Zeit in den Qualifikationsturnieren für Europa- oder Weltmeisterschaften nicht durchsetzen. Aufgrund unserer damaligen Position als Nummer 30 in Europa war die Setzung für die Qualifikation auch extrem schlecht. Wir waren damals im 4. manchmal im 3. Setzungstopf. Jetzt sind wir im 2. Leistungstopf. Der 1. Topf umfasst die besten 8. Es gab damals keine Kontinuität in der Mannschaft, es gab Absagen, es gab nur wenige Spieler im Ausland. Mit dieser Jugendgeneration hat sich das geändert. Die Burschen sind den Weg in die Professionalität gegangen, manche wurden nach Bregenz geholt. Der Verein bot den Burschen ein professionelles Umfeld und hat auch Championsleague gespielt und bot damit den Burschen ein Sprungbrett nach Deutschland. Das alles passierte um die Jahre 2005 und 2006. Das Ganze hat sich auch positiv auf das Herrenationalteam ausgewirkt, die Qualifikationen wurden knapper und dann gab es eine Wette zwischen mir und der Mannschaft, ob wir zuerst eine Heim-EM zugesprochen bekommen oder ob es die Mannschaft vorher schafft, sich für eine EM aus eigener Kraft zu qualifizieren. Die Mannschaft hat 2005 die EM-Qualifikation um ein Tor gegen die Slowakei verpasst und im Mai 2006 haben wir die Zusage bekommen die  EM 2010 in Österreich veranstalten zu dürfen. Die Spieler haben begonnen, ab dann zweimal pro Tag zu trainieren, Stützpunktrainings über das ganze Jahr wurden etabliert. Dann ergab sich 2008 der Glücksfall mit Dagur Sigurdsson einen Toptrainer als Teamtrainer zu engagieren, er hat der Mannschaft ein neues Selbstbewusstsein gegeben. Sein Wahlspruch war: „Im Sport darfst du nicht realistisch sein“. Uns waren unsere strukturellen Schwächen was das professionelle Umfeld bei den Vereinen angeht bewusst, aber wir haben dann versucht, nach dem Motto „wir haben keine Chance, aber wir nützen sie“ zu handeln. Der neue Trainer hatte nur zwei Tage Zeit mit einer Mannschaft, die noch kurz zuvor gegen die Ukraine mit siebzehn Toren Unterschied verloren hatte, zu arbeiten. Dann kamen schon die ersten Spiele. Und die Mannschaft hatte plötzlich ein neues Gesicht:  sie hat im ersten Spiel unter Dagur knapp gegen Schweden verloren und gegen den damaligen Weltmeister Deutschland gewonnen. Das war das Startsignal für eine neue Ära und hat der Mannschaft neues Selbstbewusstsein gegeben. Es wurde dann von seiten der Spieler viel investiert, das Training wurde massiv angezogen. Im Rahmen eines "Mentoring Tages" mit einem schwedischen Superstar Mats Wislander – Handballer des Jahrhunderts, hat dieser Spieler betont, dass das wichtigste Element für den Erfolg des schwedischen Handballs die Einführung des zweimal täglichen Trainings war. Das wurde von den spielern verinnerlicht. 9 spieler sind nach Deutschland gegangen, wo das entsprechende professionelle Umfeld vorhanden war und in Österreich bekamen die Spieler Trainingsprogramme um dieses zweimal tägliche Trainingsprogramm auch unabhängig vom jeweiligen Verein durchziehen zu können.

J: Wie ist die wirtschaftliche Bilanz der Heim-EM gewesen. Wie war man mit dem Besuch der Spiele zufrieden?

MH: Die EM war ein tolles Erlebnis. Zu allererst war der sportliche Erfolg natürlich das wichtigste für uns, gerade weil er im Vorfeld von vielen nicht erwarte wurde, unter dem Motto „da spielen die besten 15 mannschaften Europas und Österreich spielt auch mit“. Wir waren sehr glücklich mit dem Besuch der Spiele. Wir haben internationale Besucherströme erzeugt. Wir haben versucht auf geographische gegebenheiten einzugehen. So spielte Deutschland in Innsbruck, Kroatien in Graz, Ungarn in Wiener Neustadt. Wir hatten Unterstützung der Tourismusorganisationen in den verschiedenen Bundesländern. Am schwierigsten war es die Österreicher in die Halle zu locken, das gelang erst im Laufe der EM, aber schlussendlich waren dann von den fünf Spieltagen in Wien vier ausverkauft. Insgesamt waren wir mit der EM sehr, sehr zufrieden.

J: Wie realistisch ist die Qualifikation für Olympia 2016? Wenn ich mich nicht irre, sind die Handballherren so wie die Hockeyherren in diesem Förderpool für die olympischen Spiele 2016.

MH: Die Qualifikation für die Olympischen Spiele ist sehr schwer, es qualifizieren sich nur 7 Mannschaften aus Europa. Die Tickets für die Qualifikationsturniere werden bei der WM in Qatar vergeben. Die Auslosung hat uns aber ein „gutes Los“ beschert! Wenn alles gut läuft ist auch der Einzug in das Viertelfinale möglich und das würde bedeuten, dass wir dann um ein Ticket spielen.

J: Hat sich seit der Heim-EM die Zahl der vereinsmäßig Handball spielenden Burschen bzw. die Anzahl der Vereine geändert?

MH: Wir haben schon im Vorfeld der EM gemeinsam mit den Landesverbänden Nachhaltigkeitsaktionen gestartet und die Kooperation zwischen Vereinen und Schulen gestützt. Nach der EM konnten wir einen stetigen Zuwachs verfolgen, der bis heute anhält. Seit 2009 spielen über 2000 Kinder mehr in Vereinen, zusätzlich gibt es 10 Handballvereine mehr in Österreich.

J: Wieviele Spielerinnen und Spieler sind Mitglied des ÖHB und wieviele Vereine gibt es bundesweit?

MH: Wir  führen 22.000 aktive Mitglieder in 160 Vereinen.

J: Wie ist die Nachwuchsarbeit organisiert? Wieviele Nachwuchsalterskategorien gibt es? Sind die Bundesligavereine verpflichtet alle Kategorien zu beschicken?

MH: Wir beginnen in der 2. Klasse Volksschule Kinder anzusprechen. In diesem Alter werden seitens der Landesverbände Mini- oder Mattenhandballturniere organisiert. Die ersten organisierten Wettkämpfe gibt es ab der U 9! Bis zur U 16 wird jeder Jahrgang angeboten, dann wird zusätzlich ein U 18 Bewerb gespielt. In der HLA (höchste Liga), der Männerbundesliga (zweite Liga) und der WHA (Frauen) wird noch zusätzlich ein U 20 (Männer) und ein U 19 Bewerb (Frauen) gespielt. Zusätzlich werden Landesauswahlturniere gespielt und die HLA veranstaltet zusätzlich Turniere ihrer Nachwuchsteams. In den Alterskategorien U11 bis U 15 sind bestimmte Deckungssysteme vorgeschrieben, um die Spielfähigkeit zu verbessern. Alle Vereine, die bundesweit spielen, sind verpflichtet mindestens 5 Nachwuchsmannschaften zu stellen.

J: Wie ist die Zusammenarbeit mit Schulen? Gibt es Akademiemodelle? Wie werden die gefördert? Werden die regelmäßig evaluiert?

MH: Wir kooperieren mit 7 ÖHB Leistungsmodellen, dies sind im Wesentlichen Kooperationen mit Schulen im Oberstufenbereich, die am Vormittag im Rahmen des Schulbetriebes Handballtraining anbieten. Die Formen sind von Bundesland zu Bundesland verschieden, wichtig ist, dass die Spieler und Spielerinnen leistungsadäquat trainieren können und das Training das Vereinstraining ergänzt. Die Leistungsmodelle nehmen am Bewerb der ISF Meisterschaften teil. Der ÖHB organisiert einmal pro Jahr ein Turnier. Die Spieler werden seitens des ÖHB getestet und die Daten werden zur Trainingsgestaltung herangezogen.

J: Im Nachwuchs haben die Burschen des Jahrgangs 1994 gerade den 6. Platz bei der Heim-EM belegt; siehst du das als Beleg für die gute Nachwuchsarbeit? Wie hat sich das Modell mit der Teilnahme der Burschen an der HLA als eigenes Team bewehrt? War es einfach die Vereine dafür zu gewinnen?

MH: Wir haben seit 2005 den Schwerpunkt in die Arbeit mit unseren Jugendnationalteams gelegt. Durch zusätzlich Fördermittel konnten wir seit damals regelmäßig an den Qualifikationen teilnehmen, in der Folge haben sich immer wieder Mannschaften für EM oder WM qualifiziert und nach und nach sind auch die Resultate bei den Großereignissen immer besser geworden, weil wir natürlich nach jedem Großereignis wieder mehr Erfahrung gehabt haben. Schwierig war immer der Übergang vom Jugend in den Juniorenbereich, wo wir regelmäßig den Anschluss an die Spitze verloren haben. Dieser 6. Platz im Juniorenbereich ist bisher der größte Erfolg im Burschenbereich (Mädchen 3. Platz 2011)! Der Weg dorthin war aber sehr intensiv. Wir hatten ja in der Vergangenheit schon öfters Erfolg im Jugendbereich, wir konnten aber das Niveau im Juniorenbereich nicht anbieten. Wir haben zur Kenntnis nehmen müssen, dass die athletische Entwicklung im Bereich 16-19 in anderen Nationen deutlich schneller vorangegangen ist. Mit dieser Generation haben wir von Anfang an auf die athletische Entwicklung größten Wert gelegt. Die Umfänge die diese Mannschaft trainiert hat, war schon einzigartig. Die Erkenntnis ist aber, dass dieser Aufwand, den wir betrieben haben, für die Spitzennationen selbstverständlich ist. Ein Baustein war die Teilnahme der Mannschaft in der HLA. Das Projekt ist trotz anfänglicher Skepsis bei allen gut angekommen. Die Spieler haben frühzeitig Spiel- und Wettkampferfahrung im Erwachsenenbereich gesammelt. Dies war auch für die Vereine von Vorteil, weil die Spieler auch bei ihren Vereinen schneller in die Mannschaften integriert werden konnten. Wir werden das Projekt fortsetzen und führen es auch im Frauenbereich.

J: Versucht man aktiv Karrieren junger Spieler in ausländischen Ligen zu fördern? Unterstützt man die Burschen bei der Entscheidungsfindung?

MH: Es gibt durch das Engagement der Nationalteamspieler in Deutschland eine starke Vorbildwirkung. Die Spieler geben sich untereinander Tipps, ein österreichischer Nationalteamspieler zu sein ist mittlerweile ein Empfehlungsschreiben! Wir unterstützen den Weg unserer Spieler ins Ausland – auch mit Rat und unseren Beziehungen zu ausländischen Clubs, freuen uns aber auch sehr, wenn sie wieder zurückkommen und dann die österreichische Liga bereichern.

J: Wie schaut der Trainingsaufwand bei den unterschiedlichen Vereinen aus? Wie haltet ihr die Burschen beim Handball? Sind die Burschen Studenten, üben sie Berufe aus?

MH: Ein Teil der Vereine hat Profis angestellt und diese trainieren auch professionell. Keine der HLA Mannschaften hat aber nur Profis. Die österreichischen Spieler studieren größtenteils, die wenigstens sind die Profis bei ihren Clubs. Wer von den Österreichern eine Profikarriere anstrebt, sucht über kurz oder lang auch den Weg nach Deutschland.

J: Gibt es echte Profimannschaften in der HLA? Gibt es Mischmodelle?

MH: Echte reine Profimanschaften gibt es nicht, einige Spieler studieren oder gehen einer Tätigkeit nach, die das regelmäßige Vereinstraining ermöglichen. Die Mannschaften an der Spitze treiben aber einen sehr professionellen Aufwand.

J: Gibt es eine Aufwandsentschädigung für die jungen Spieler?

MH: Junge Spieler haben durchaus auch Verträge mit einer Aufwandsentschädigung

J: Wie wird es gehandhabt, wenn Burschen neben dem Handball studieren?

MH: Studienzeiten werden so gelegt, dass sie am Training teilnehmen können. Natürlich werden ab und an Befreiungen für Prüfungen notwendig sein.

J: A propos Modell: kannst du bitte dieses Gentlemen’s Agreement zwischen den HLA-Vereinen erklären, mit dem sie sich auf eine eingeschränkte Anzahl von ausländischen Spielern und auf eine Mindestanzahl von Nachwuchsspielern im Kader verpflichtet haben?

MH: Seit 1999 hat die HLA das Gentlemen’s Agreement, demnach sich die Vereine der obersten Liga verpflichten, maximal 3 nicht für das Nationalteam selektionierbare Spieler einzusetzen. Es ist ihnen erlaubt einen vierten ausländischen Spieler gegen eine Pönalzahlung von 10.000 Euro einzusetzen. Außerdem muss jede Mannschaft 2 für das österreichische Nationalteam spielberechtigte U21 Spieler im Kader haben. Um Integration und Ausbildung von Spielern nicht zu behindern, werden auch Spieler als „Handball Österreicher“ zugelassen und fallen nicht in die Beschränkung, wenn ausländische Spieler vor ihrem 15. Lebensjahr in Österreich zu spielen begonnen haben.

J: Wie ist es gelungen die Vereine von diesem Modell zu überzeugen, das ja sicher für die Entwicklung des Nationalteams sehr positiv ist, für die internationale Stärke der Vereine aber möglicherweise ein Hemmschuh sein kann?

MH: Die Vereine haben dies bei der Initiative zur Gründung der Liga selbst beschlossen. Auslöser waren sicherlich auch zwei Fälle in dieser Zeit, wo Vereine zwar mit vielen Legionären sehr gute Resultate in der Liga erreichen konnten, aber aufgrund von finanziellen Engpässen im Folgejahr den Betrieb einstellen mussten. International war danach z.B. Bregenz erfolgreicher, als jeder andere Verein, der es nur mit ausländischen Profis versucht hatte. Es war damals auch Ziel der Liga in ihrem Erscheinungsbild stabil und damit glaubwürdiger aufzutreten, was in der Zwischenzeit auch gelungen ist. Das Gentlemen’s Agreement hat für das Nationalteam höchst positive Folgen, aber auch für die österreichischen Spieler, die bei einer guten Qualität auch entsprechend bessere Verträge bekommen können. Damit erhält auch die Ausbildung in den Vereinen wieder einen höheren Stellenwert.

J: Hat das Modell Auswirkungen auf die Anzahl der vereinsmäßig organisierten Burschen gehabt?

MH: Wir konnten keinen Effekt beobachten.

J: Wo liegt der Zuschauerschnitt in der HLA? Ist der stabil?

MH: Wie in jeder Liga gibt es spannende Spiele und weniger spannende Spiele und Orte, wo Handball ganz einfach sehr populär ist und sehr viele Zuschauer kommen. Vorarlberg Derbys zwischen Bregenz und Hard sehen bis zu 3000 Besucher, so wie die Meisterschaftsfinali. In Wien kommen bis zu 1000 Besucher zu den Spielen. Die Vereine engagieren sich zumeist sehr in der Aktivierung von Publikum und das wird oft belohnt. Es gibt aber auch Spiele, die vor 300 Zusehern stattfinden.

J: Wie schaut die Sponsorsituation aus?

MH: Schwierig – wie überall! Es gibt sicher keinen Handballverein in Österreich, der mehr als genug hat. Viele kämpfen, den Standard zu halten.

J: Gibt es ein Lizensierungsverfahren?

MH: Die Lizenzierungsrichtlinien gibt sich die Liga selbst, wesentlichster Bestandteil ist eine Bankgarantie, die bei der Liga zu hinterlegen ist und fällig wird, falls der Verein den Spielbetrieb während der Saison einstellen muss.

J: Ist es richtig, dass es keinen Hauptsponsor für die HLA gibt? Stellt das ein Problem dar?

MH: Die Liga sucht seit 2003 einen Hauptsponsor! Natürlich wäre es für die Vereine besser, es gäbe einen Ligasponsor, um auch die Strukturen um die Ligaorganisation zu stärken.

J: Wo gibt es für die Zukunft Verbesserungspotential?

MH: Es gibt in allen Bereichen Verbesserungspotential, wir würden gerne in jedem Bundesland eine Kooperation mit einer Schule habe, die dann als Leistungsmodell fungieren kann. Die Verbreiterung unserer Basis ist Knochenarbeit und schreitet nicht so voran, wie wir uns das wünschen. Wir wollen die vorhandenen Strukturen verbessern, vor allem im Nachwuchsbereich gilt es hauptberufliche Trainer anzustellen um den Standard konstant hoch zu halten. Für die Vereine ist es nicht lukrativ, an internationalen Bewerben teilzunehmen, daher fehlt den Spielern diese Wettkampferfahrung im internationalen Bereich.

J: Zum Abschluss, wo würdest du zusammenfassend die Gründe für die anhaltende Erfolgsstory der Handballherrennationalmannschaft sehen?

MH: Ich weiß nicht, ob wir von einer anhaltenden Erfolgsstory sprechen können, im Moment haben wir das Glück mit unserem Männernationalteam und diesen Spielern eine ganz besondere Generation an Spielern zu haben, die auf höchstem internationalen Niveau hervorragende Leistungen bringen. Wir haben mit der Heimeuropameisterschaft ein Ziel setzen können für das es sich gelohnt hat viel zu investieren – viele Spieler haben ihre Karriereplanung danach ausgerichtet. Dazu kam, dass wir mit Dagur Sigurdsson einen Trainer gefunden haben, der einem ganzen Verband, Spielern und Funktionären, ein neues Selbstverständnis gegeben hat. Auch der aktuelle Trainer Patrekur Johannesson hat dieses Selbstverständnis, dass die Nationalmannschaft jedes Spiel gewinnen kann. Im Zuge der vielen Spiele auf höchstem Niveau, wurde sehr viele Know how gesammelt und natürlich möchte man auch diese Spiele dann gewinnen und ist nicht zufrieden nur dabei zu sein. Mit den neuen höheren Ansprüchen und auch mit dem Selbstbewusstsein ein österreichischer Handballer zu sein, werden auch die Erfolge in der Jugend möglich. Es ist seitens der Spieler selbstverständlich geworden, dafür sehr viel zu investieren. Ich denke aber auch, dass all die Maßnahmen, begonnen vom Gentlemen’s Agreement bis zu den Jugendspielregeln, der Kooperation mit den Leistungsmodellen und der intensiven Arbeit in den Jugendnationalteams zur Verbesserung des Niveaus beigetragen haben.

J: Martin, vielen herzlichen Dank für das Gespräch.

Also diese interview hat mich auf eine idee gebracht und so komme ich, wie schon oben angekündigt, doch nochmals zurück zum volleyball und zwar zum aufmerksamkeitsmangel, unter dem die steirischen volleyballer und volleyballerinnen, wie deren präsident uwe stark richtig bemerkt, leiden. Werter herr präsident stark, ich würde mich freuen, wenn sie mir für diesen blog ein interview geben würden, in dem wir uns über die gründe für das, von mir hier auch immer wieder als beispielhaft erwähnte, steirische volleyballwunder unterhalten könnten. Ich garantiere ihnen, dass ein solches gespräch aufmerksamkeit erregen würde. 5000 bis 6000 zugriffe pro monat hat dieser blog und ich weiß, dass sich die leserinnen und leser dieser einträge nicht nur aus volleyball-afficionados rekrutieren. Meine einträge haben mittlerweile auch andere sportarten – siehe das interview mit dem generalsekretär des öhb - erreicht, journalistinnen und journalisten aus dem orf und aus printmedien gehören zu meinen geschätzten leserinnen und zu meinen geschätzten lesern und auch repräsentanten aus der hohen sportpolitik. Ok, ok, bevor meine grenzenlose selbstüberschätzung mit mir durchgeht, lassen sie mich nochmals zusammenfassend betonen: die öffentliche aufmerksamkeit wäre ihnen und dem steirischen volleyball sicher, sollten sie meinem ersuchen nachkommen. Und freuen würde ich mich persönlich auch sehr darüber.

Und ganz zum schluss fehlt jetzt noch das fundstück der woche, diesmal aus der facebook-seite von uhpir, mit dem etwas eigenartigen schlusssatz „usa und bra sind schon unter den last sex (sic!)...“


Also welche erklärungen für diese – gelinde gesagt – doch etwas seltsame schreibweise bieten sich an:
  1. ein mangel an englischkenntnissen? Eher nicht wahrscheinlich.
  2. ein der politischen korrektheit widersprechendes, schlüpfriges und sexistisches herrenwitzchen? Na hoffentlich nicht.
  3. Ein ganz einfacher tippfehler? Hoffentlich. Den sollte man dann aber rasch ausbessern, damit ja keine peinlichen missverständnisse entstehen.

Da könnte man dann auch gleich verbessern, dass nicht chile (drei buchstaben code chi) sondern china (drei buchstaben code chn) gegen italien gespielt hat. Das ist für einen so bedeutenden sportfunktionär, wie uhpir einer ist, ein doch eher peinlicher anfängerfehler. Alle diese codes finden sich übrigens unter http://en.wikipedia.org/wiki/Comparison_of_IOC,_FIFA,_and_ISO_3166_country_codes.  


Ist uhpir freiwillig oder unfreiwillig aus seinen ämtern bei der bso geschieden?
Wo bleibt die offizielle abrechnung der eurovolley?
Wer ist verantwortlich für die auswahl der werbeagentur, die die werbekampagne für die eurovolley kreiert hat?
Kann der övv pleite gehen?

Im übrigen bin ich der meinung, dass sich an der spitze des övv UND DER LANDESVERBÄNDE, und zwar ganz oben, zum wohle des österreichischen volleyballs möglichst schnell etwas ändern sollte.

Wien 07.10.2014, 01:31 mez



1 Kommentar:

  1. Jetzt, wo ich mit fassungslosem staunen über die objektive verteilung der sportförderung auf basis transparenter kriterien gelesen habe, hab ich mir was vorgenommen.

    Wenn die handballer das nächste ländermatch in wien austragen, dann geh ich hin. Und werde versuchen den blogger zu überreden, dass er mitgeht.

    Volleyball tu ich mir prinzipiell nicht an. Das letzte Ländermatch das ich gesehen habe war die niederlage gegen lettland im budocenter. Ich war dort, weil ich lettenfan bin und die mannschaft anfeuern wollte.

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