Dienstag, 18. Juni 2013

Von sternstunden abseits des volleyballsports, von allzu frech fragenden jounalisten und vom glück von uhpir nicht ösv-präse zu sein


Wien, 17.06.2013, 23:06 mez

Liebe freunde und freundinnen des gepflegten volleyballs,

hurra, österreich fährt nach dänemark, aber nicht zur eurovolley sondern zur handballeuropameisterschaft. Und man hat sich als zweiter in einer gruppe mit dem weltranglistenzweiten russland, dem weltranglistenfünften serbien und mit bosnien-herzegowina qualifiziert, mit je einem sieg gegen jede dieser mannschaften jeweils in den heimspielen und dazu noch mit einem unentschieden gegen serbien auswärts (http://de.wikipedia.org/wiki/IHF-Weltrangliste). Ganz herzliche gratulation von hier aus an die mannschaft und den betreuerstab. Ah ja, interessant war es irgendwie auch, dass vom präsidenten des öhb in dieser sternstunde des österreichischen handballs nichts zu hören oder zu sehen war, weder im fernsehen noch auf der homepage des öhb (http://oehb.sportlive.at). Gut. Ist. Das. So.

Von solchen erfolgen können die freundinnen und die freunde des österreichsichen volleyballsports nur träumen. In der holli knolli ferienliga gab es eine knappe niederlage gegen die belgier, die diesmal nicht mit ihrer stärksten mannschaft angetreten sind(http://oevv.volleynet.at/News/0000082955). Aus der grundaufstellung der mannschaft, die gegen österreich in der wm-quali angetreten war, fehlten diesmal drei spieler, unter anderem der erste aufspieler depestele. Oh wie gut, dass niemand weiß... Also beim orf weiß das offenbar niemand oder es interessiert sich niemand wirklich für volleyball (http://sport.orf.at/stories/2186938). Das ist zwar tragisch aber in so einem fall nicht ganz unbequem. Unbequem kann es nämlich ganz schnell werden, wenn ein journalist die richtigen fragen stellt. Aber zu dem komme ich später. Und dann kam ein 3:1 sieg gegen die slowakei (http://oevv.volleynet.at/News/0000082963). Und war das der beleg für die zu tode geredeten fortschritte? In der realität ist man dann ganz schnell am nächsten tag angekommen, mit einem 0:3 gegen die volleyballgiganten aus dänemark, die ebenso wie österreich am 68. platz in der weltrangliste liegen (man geniert sich beim övv dafür offenbar derartig, dass die niederlage in der überschrift zum dazugehörigen artikel gar nicht vorkommt http://oevv.volleynet.at/News/0000082971). Und ein 0:3 einer offenbar neben sich stehenden slowakischen mannschaft gegen belgien hat den sieg vom vortag auch ein wenig mehr ins rechte licht gerückt. Aber im anschluss an das spiel gegen dänemark ist etwas bemerkenswertes im orf passiert, sozusagen ein beweis dafür, dass journalisten ihre aufgabe, kritische fragen zu stellen, doch nicht ganz vergessen. Da erfrecht sich doch tatsächlich andreas durieux den teamtrainer micha warm mit einer unangenhmen frage zu konfrontieren und dieses dauernde gerede von den gemachten deutlichen fortschritten kritisch zu hinterfragen. Und wie reagiert der teamchef auf diese ungeheuerlichkeit? Er ist sichtlich irritiert und reagiert patzig wie man hier sehen und hören kann http://www.youtube.com/watch?v=NgiQoq7qqk8. Durieux bekommt am ende zwar angst vor der eigenen courage und geht in die defensive. Aber das war schon einmal ein guter anfang, darauf kann man ja aufbauen. Eine frage habe ich mir natürlich bei meiner grenzenlosen sebstüberschätzung sofort gestellt: liest herr durieux meinen blog? Schluss damit, schluss mit diesen allmachtsphantasien. Wo sind denn schon wieder diese verflixten tabletten?
Zur erinnerung: letztes jahr gab es auch erfolge in der holli knolli ferienliga, und zwar gegen die türkei, gegen die tschechische republik und gegen rumänien  (gegen rumänien hat man dann allerdings vor ein paar wochen, als es um einen platz in der nächsten runde der wm-quali ging, glatt verloren). Und auch da wurde schon von den fortschritten geschwafelt. Übrigens gibt es unter http://oevv.volleynet.at/Inhalt/136 sogar ein video einer pressekonferenz. Das video ist nicht nur wegen der aussagen des teamtrainers, die sich innerhalb eines jahres nicht signifikant verändert haben, von interesse, sondern es ist noch aus einem anderen grund ein kleinod und wird offenbar deswegen auf der övv-homepage archiviert: uhpir implent..., äh impletiert in dieser pressekonferenz live den sport. Aber im ernst, was ist nach diesen siegen gegen die rumänen, tschechen und türken passiert. Die österreichische mannschaft hat in einem entscheidenden spiel mit einer 2:3 niederlage gegen mazedonien, die chance in die nächste qualirunde für die eurovolley 2013 zu kommen vergeben. In mazedonien stehen wahrscheinlich zig 9-meter voleyballhallen in jedem dorf. Vermutlich hat der mazedonische verband als budget nicht einmal die 200.000€ zur verfügung, die hhvmir für den betrieb seiner mäßig erfolgreichen volleyballakademie von der politik offenbar ohne jede evaluierung geschenkt bekommt. Aber das ist wieder eine andere geschichte. Und wo liegt das problem der österreichischen nationalmannschaft? Meiner ansicht nach nützen auslandsengagements wenig, wenn der betreffende spieler die meiste zeit auf der bank sitzt. Spieler wie ringseis, ichovski und guttmann sind die meiste zeit bei ihren vereinen bankdrücker gewesen, zass und binder kamen in der heißen phase der meisterschaft nicht mehr zum einsatz. Woher soll da die spielpraxis kommen? Die drucksituation eines wichtigen vielleicht spielentscheidenden punktes kann man im training simulieren aber wie man damit tatsächlich umgeht lernt man durch SPIELEN, SPIELEN und nochmals SPIELEN. Ich möchte hier nochmal betonen, dass sich meine kritik nicht gegen die spieler richtet, die geben ihr bestes, die tun ihr möglichstes. Ich habe nur die ewigen reden von den gemachten fortschritten satt, die bewusst oder unbewusst dazu dienen fehlentwicklungen im verband, und zwar ganz oben, zuzudecken und zu kaschieren. Man sollte sich doch endlich eingestehen, dass die österreichische nationalmannschaft von ihrem potential dort steht, wo uhpir auf diesem geradezu symbolischen foto steht: ganz am rande der europäischen volleyballfamilie.

Und man sollte mit dieser schönfärberei aufhören, mit diesen sonntagsreden und sich endlich echte reformen überlegen, die zu einer weiterentwicklung im österreichischen volleyballsport führen. Nein, das geht es ganz und gar nicht um gleichfarbige socken und neun meter hohe hallen für jeden dorfverein. Um mich nicht wieder dem vorwurf auszusetzen, dass ich mich mit volleyball nicht auskenne, werde ich es nicht schon wieder schreiben sondern lasse den teamchef der deutschen handballer zu wort kommen, der nach dem scheitern in der em-quali mehr einsatzzeit für deutsche nachwuchsspieler in der deutschen bundesliga fordert (http://sport.orf.at/stories/2187147/2187126/. Und? Was ist das jetzt? Dummer nationalismus, oder doch etwas anderes?
A propos nachwuchs: ich hab’ mir die mühe gemacht die nachwuchsstaatsmeisterschaften aus dem männlichen bereich in einer tabelle zusammenzufassen (keine angst uhpir, ich hab’s in meiner freizeit gemacht, hat nicht so lange gedauert, und das rechnen war auch nicht so schwer, mit dem rechner auf dem laptop). Und da zeigen sich ein paar interessante dinge: ich möchte mit dem positiven beginnen. Nur zwei vereine haben sich für alle sechs altersklassen qualifiziert (für u21 gibt es keine quali, da ist man als avl-verein berechtigt/verpflichtet zu spielen), nämlich die beiden akademiemannschaften aus wien und graz dann folgen schon die klagenfurter mit fünf und hartberg und amstetten mit vier teilnahmen. Bemerkenswert ist, dass bisamberg als zweitligaverein ebenfalls bei vier turnieren dabei war, und das durchaus erfolgreich. Schlimm ist die bilanz von enns, arbesbach und weiz, die sich als avl vereine mit ihren nachwuchstruppen für keine einzige staatsmeisterschaft qualifizieren konnten. Nicht viel besser schaut es beim meister aus: aich/dob hat sich gerade einmal für die u11 meisterschaften qualifiziert. Ein armutszeugnis für den meister, nicht mehr und nicht weniger. Am erfolgreichsten waren mit jeweils zwei titeln die hotties und die grazer. Die hotties haben dabei insgesamt aber die etwas besseren platzierungen. Die frage, ob das allerdings die jährliche subvention von 200.000€ für die akademie von hhvmir rechtfertigt, wenn man die ergebnisse beispielsweise mit denen, die amstetten oder bisamberg mit vermutlich einem bruchteil dieser summe erreicht haben, vergleicht, sollten sich die dafür verantwortlichen politiker und politikerinnen doch einmal ernsthaft stellen. Die restlichen titel gingen nach amstetten, hartberg und tirol. Von den gesamtplatzierungen waren die amstettner und die bisamberger die zweiterfolgreichsten mannschaften. Ein großes lob an beide, da steht keine akademie dahinter und bei bisamberg nicht einmal die infrastruktur eines erstligavereins.

Und ganz kurz bleibe ich noch beim nachwuchs, oder besser gesagt bei einem der talentiertesten nachwuchsspieler, bei aleks „sale“ blagojevic. Blagojevic wechselt in der kommenden saison von den hotties in die erste italienische liga zu castellana grotte (http://www.newmatervolley.it/lista.aspx?tbl=news&id=678&dtl=-1&frm=-1&rdb=data+desc). Danke übrigens an einen leser, für diesen link. Interessanterweise wird dieser wechsel auf der övv-homepage, aus welchen gründen auch immer, totgeschwiegen. Aber dafür erschien in der kronenzeitung unter dem titel “kleiner arnautovic mit großen zielen“ ein ganzseitiger artikel über aleks blagojevic.

Also mit verlaub, aber wer solche journalistenfreunde hat, braucht keine feinde mehr. Vor solchen artikeln sollte man den guten aleks blagojevic in zukunft schützen. Mit marko „ich verdien’ so viel, ich kann mir dein leben kaufen“ arnautovic, der schlagzeilen mit nächtlichen autorennen auf der autobahn macht und der vom fachmagazin „kicker“ zu den absteigern der saison gezählt wird, verglichen zu werden, ist ganz sicher kein kompliment für junge spieler / http://www.österreich.at/nachrichten/Arnautovic-Rauswurf-nach-Strassenrennen/102395797, http://diepresse.com/home/sport/fussball/767388/Arnautovic-beschimpft-Beamten-bei-Polizeikontrolle, http://sport.orf.at/#/stories/2187141/). Ich wünsche dem sale blagojevic von herzen alles gute und viel glück in italien, ich hoffe er macht seinen weg und er schöpft sein, zweifelsohne großes, talent aus. Aber bitte, bitte, und da stimme ich – im gegensatz zu seinen aussagenüber die deutlichen fortschritte des teams – mit teamchef warm überein, dieser junge spieler braucht jemanden, der ihn behutsam führt und derjenige sollte blagojevic ein anderes role model suchen, weil schnelle autos und schicke kleidung als zentrale lebensinhalte sind vielleicht doch ein wenig mager, wenn’s mit dem volleyball doch nicht ganz klappen sollte.

Und zum schluss noch ein kurzer artikel für uhpir, der ihm zeigen soll, dass er ein ziemliches glück damit hat, dass volleyball viel weniger leute interessiert als schifahren. Beim ösv stellt nämlich mittlerweile die politik ähnliche fragen zur schi-wm wie ich kleiner, lästiger blogger sie hier zur eurovolley stelle. So eine dringliche anfrage im landtag, wie sie hier in dem artikel beschrieben wird, kann, bei allem selbstvertrauen meinerseits was meine außenwirkung angeht, mit sicherheit noch um einiges unangenehmer sein, als diese blogeinträge hier.


Und nun zum fundstück der woche: in diesem – im übrigen – sehr gut gemachten teaser zur euroleague huscht bei etwa acht bis zehn sekunden jemand durch das bild, der dem hotvolley-nachwuchserfolgstrainer zejlko grbic zum verwechseln ähnlich sieht (https://www.facebook.com/photo.php?v=4934000348790&set=vb.123764877658419&type=2&theater). Wenn das, was auf dem video zu sehen ist – wie anzunehmen - eine trainingseinheit des nationalteams ist, dann frage ich mich allerdings schon, was herr grbic dort tut. Ist der jetzt auch schon assi-coach, oder hilft da ein trainer der akademie - hoffentlich - unentgeltlich und in seiner freizeit beim nationalteam aus, oder noch deutlicher gefragt: werden da über solche umwege gelder, die für die akademie bezahlt werden vom övv für das nationalteam verwendet? Antworten krieg’ ich sicher keine, das bin ich schon gewohnt, aber ich denke meine werten leserinnen und meine werten leser sind auch an solchen details interessiert, die eine immer unüberschaubarer werdende verflechtung, um das hässlichere wort verfilzung zu vermeiden, zwischen hotvolleys, övv, akademie und den dort handelnden personen dokumentieren.

A propos teaser: diesmal ein solcher in eigener sache: nächste woche gibt’s hier interessantes aus dem umfeld des mysteriösen internationalen verbandes zur sportförderung zu lesen. Irgendwie entwickelt sich da mit der tatkräftigen hilfe von leserinnen und lesern so etwas wie der ansatz von investigativem journalismus. Ok, ok, jetzt wird es aber wirklich zeit für meine pulverl, sonst werde ich noch zu übermütig mit meinen allmachtsphantasien.

Wo bleibt die offizielle abrechnung der eurovolley?
Wer ist verantwortlich für die auswahl der werbeagentur, die die werbekampagne für die eurovolley kreiert hat?
Kann der övv pleite gehen?

Im übrigen bin ich der meinung, dass sich an der spitze des övv, und zwar ganz oben, zum wohle des österreichischen volleyballs möglichst schnell etwas ändern sollte.

Wien, 18.06.2013, 01:38 mez




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen